Superbillig!? Wer zahlt hier den Preis?
In Deutschland hat die Plattform 15 Millionen Besucher pro Monat - das ist bereits Platz vier hinter Amazon, Ebay und Otto - aber vor Kaufland, Mediamarkt oder Tchibo. "Temu ist mittlerweile, wenn man die Muttergesellschaft PDD hinzuzählt, größer als Amazon.
Temu ist in den letzten Monaten unter dem Motto "Shoppe[n] wie ein Milliardär" zur am meisten heruntergeladenen App in den USA, dem Vereinigten Königreich und Deutschland geworden. Sie lockt mit ihren billigen Preisen großangelegten Werbekampagnen und der Gameifizierung des Kaufprozesses. Diese Preise sind durch das Geschäftsmodell Temus, direkt von den Herstellern, also ohne Zwischenhändler, an den Kunden zu liefern und außerdem Importsteuern zu umgehen, möglich.
Temu versteht es zu vermarkten und betreibt in Kombination mit Künstlicher Intelligenz und Kundendaten Online-Marketing. Wenn ich zum Beispiel ein Produkt im Internet suche, dann werden mir immer automatisch Produkte von Temu angezeigt.
(Handelsexperte Gerrit Heinemann)
Allerdings häufen sich öffentliche Beschwerden über Temu, zum Beispiel über die Qualität der Produkte oder auch über verkaufte Kundendaten. So wurden die persönlichen Daten vieler Menschen verkauft Daten oder massive Mängel an Produkten festgestellt. Auch Sklavenarbeit ist bei Temu ein großes Thema. Die Preise müssen immer noch niedriger gehalten werden. Wie kann Temu diese Preise gewährleisten, und wer verbirgt sich hinter der App?
Pinduoduo
Temu gehört einem in Shanghai ansässigen Unternehmen namens PDD Holding, welches 2015 von Colin Huang, dem seit dem Börsengang des Unternehmens 25. reichsten Mann der Welt, gegründet wurde. PDD's Hauptprodukt ist Pinduoduo, eine App mit dem selben Geschäftsmodell wie Temu, aber auf Absatz der Produkte in China fokussiert. Diese App geriet allerdings in Schwierigkeiten, als man herausfand, dass Versionen der App Malware beinhaltete, die das Gerät des Nutzers infizierte. Nach diesen Anschuldigungen wurde Pindoudou aus dem Google Play Store entfernt und Google empfahl auch Nutzern, die die App bereits heruntergeladen hatten, diese zu löschen.
Temu
2021 wurde dann Temu als PDD Tochterunternehmen in Boston, USA gegründet. Es kopierte das Geschäftsmodell mit chinesischen Billigwaren, nur dass sie die Waren nicht nach China, sondern nach Europa und Nord-Amerika liefern. So begann Temu mit seiner großangelegten Werbekampagne und konnte mit ihrer Hilfe die 2023 am meisten heruntergeladene App im Appstore werden.
Das echte Geschäftsmodell "Temu"
If it is free you are probably the product...
Trotzdem unprofitabel?
Das Konzept von Temu ist trotz aller Ausgabenminimierung durch Tricks oder Ausbeutung der Arbeitskräfte trotzdem sehr unprofitabel.
So verliert Temu pro Bestellung 25$. Also muss Temu sein Geld anderweitig verdienen. Eine weitere Einahmequelle ist der Verkauf und die Weiterleitung von Daten wie Konto- und persönlichen Daten an die chinesische Regierung.
Liest man sich darüber hinaus den Abschnitt durch, wie Temu mit diesen personenbezogenen Daten umgeht, sollte jedem klar sein, warum Verbraucherschützer von der Anmeldung und dem Kauf bei Temu abraten. Aus der Nutzung eurer Daten zu kommerziellen Zwecken macht die Webseite der Verbraucherzentrale zufolge keinen Hehl.
Temu nutzt laut eigenen Angaben zum Beispiel:
Kontaktdaten: Name, Adresse, E-Mail und Telefonnummer
Profildaten: Links zu euren Profilen in Sozialen Netzwerken sowie Informationen daraus
Zahlungsdaten: Zahlungskarteninformationen und Bankkontonummern sowie Transaktionsdaten
Gerätedaten: Geografische sowie technische Information über das Gerät, mit dem ihr auf Temu zugreift
Benutzergenerierte Inhalte: Fotos, Bilder, Tonaufnahmen und Profilbilder sowie deren Metadaten
Temu verlangt auch Zugriff auf die Kamera, das Mikrofon und die Kontakte des Nutzers. Auf diese Daten hat höchstwahrscheinlich die chinesische Regierung Zugriff und in vielen Fällen wurden Daten wie Kontonummern schon verkauft und benutzt, um Geld von Nutzern über längere Zeiträume in kleinen Beträgen von deren Kontos abzuheben. Durch diese Verkäufe und durch Subventionen der chinesischen Regierung ist Temu so profitabel.
Moderne Sklaverei, Zwangsarbeit...?
"American consumers should know that there is an extremely high risk that Temu's supply chains are contaminated with forced labor"
Dies sagte das Komitee des amerikanischen Repräsentantenhauses in Bezug zur Kommunistischen Partei Chinas in seinem Bericht zum Zusammenhang zwischen Fast Fashion und dem Genozid an den Uiguren. In diesem Bericht heißt es auch, dass Temu täglich Produkte, die mit Zwangsarbeit produziert werden, verkauft und von Temu verschickt werden. Temu behauptet nicht zu wissen, unter welchen Konditionen ihre Produkte produziert werden, da sie nur von den Produzenten zu den Käufern liefern und diese nicht prüfen.
Menschenrechtsorganisationen gehen von über einer Million Menschen aus, zumeist uigurische Muslime, die in China in "Umerziehungslagern" festgehalten und gegen ihren Willen zur Arbeit verpflichtet werden. Durch ihre Zusammenarbeit mit Zulieferern, die ihre Produkte aus den aus Zwangsarbeit beruhenden Fabriken bezögen, seien die genannten Unternehmen an Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord, schwerer Unfreiheit und Menschenhandel beteiligt.
Empfehlung? Auf keinen Fall!
Wegen der schlechten Qualität, der in sehr vielen Fällen auftretenden katastrophalen Arbeitsbedingungen, des Datenklaus ist weder das Herunterladen noch das Anmelden und schon gar nicht das Kaufen bei Temu empfehlenswert.
Weitere Quellen & Infos