von David P.-Z. (Jg. 10)
Aufklärung im digitalen Zeitalter
TikTok hat sich in den letzten Jahren zu einer der einflussreichsten Plattformen für politische Kommunikation entwickelt. Vor allem junge Menschen, die altmodische Medien wie Fernsehen oder Zeitungen vermeiden, holen sich Informationen über politische Parteien und Themen von dieser Plattform. Doch der Erfolg auf TikTok hängt weniger von politischen Inhalten ab, sondern vielmehr davon, wie diese Inhalte dargestellt werden. Hierbei stechen zwei Parteien besonders hervor: die AfD und die Grünen.
Die AfD versteht es, die Plattform für ihre Zwecke zu nutzen, indem sie provokante Aussagen und populistische Inhalte in kurze, viral gehende Clips verpackt. Die Grünen hingegen setzen auf sachliche Information und Erklärvideos, um ihre politischen Ziele und Werte zu vermitteln. Diese kontrastreichen Ansätze spiegeln sich auch in der Resonanz der User wider.
TikTok ist meine Heimat
Der Satz „TikTok ist meine Heimat“ beschreibt die emotionale Bindung vieler Nutzer zu dieser Plattform. Vor allem für junge Menschen aus strukturschwachen Regionen, die sich oft von der Politik nicht repräsentiert fühlen, wird TikTok zu einem Ort, an dem sie eine Gemeinschaft finden. Genau hier setzt die AfD an. Durch ihre authentisch wirkenden Inhalte, oft vorgetragen von jungen Parteimitgliedern oder Influencern, vermittelt sie das Gefühl von Verständnis und Zugehörigkeit.
Die Grünen haben es schwerer, auf TikTok dieselbe emotionale Ebene zu erreichen. Ihre Inhalte sind oft von Expertenwissen und komplexen Erklärungen geprägt, was bei vielen Jugendlichen als „trockener“ wahrgenommen wird. Trotzdem versuchen sie, mit kreativen Formaten und humorvollen Beiträgen, beispielsweise zu Klimathemen, eine junge Zielgruppe zu erreichen.
Die AfD hat es geschafft, sich als Partei der Protestwähler zu etablieren. Viele Jugendliche, die sich von den etablierten Parteien nicht gehört oder verstanden fühlen, finden in der AfD eine Art Ventil für ihren Frust. Themen wie Migration, soziale Ungerechtigkeit und vermeintliche Freiheitsbeschränkungen werden auf TikTok zugespitzt und emotionalisiert präsentiert.
Gleichzeitig fehlt es an politischer Bildung und Aufklärung, die junge Menschen dazu befähigen, populistische Aussagen kritisch zu hinterfragen. Die AfD nutzt dies aus und vereinfacht komplexe Probleme, was besonders auf TikTok, wo Inhalte in Sekunden konsumiert werden, gut ankommt.
Sicht aus Sachsen
Sachsen gilt als Hochburg der AfD. Hier trifft die Partei auf eine Bevölkerung, die in vielen Teilen von wirtschaftlichem Strukturwandel und einem Gefühl des Abgehängt-Seins geprägt ist. Gerade in ländlichen Gebieten, in denen es wenig Freizeitangebote für Jugendliche gibt, ist TikTok eine beliebte Plattform, um sich auszutauschen und Meinungen zu bilden.
Die AfD nutzt diese Ausgangslage gezielt, indem sie regionale Themen aufgreift und Ängste schürt. Außerdem verbreitet die AfD in Sachsen verschiedene Plakate an Straßen, wo verschiedene Schriftzüge dargestellt werden.
Gleichzeitig scheinen die Grünen in solchen Regionen oft wenig präsent zu sein, da ihre Themen, wie Klimaschutz und erneuerbare Energien, bei vielen Menschen weniger Priorität haben.
Ist der Osten die Heimat der Rechten?
Es wäre zu einfach, den Osten Deutschlands pauschal als „Heimat der Rechten“ zu bezeichnen. Doch es gibt spezifische historische und soziale Bedingungen, die dazu beitragen, dass rechtspopulistische Strömungen hier besonders erfolgreich sind. Der Zusammenbruch der DDR, die damit verbundene Unsicherheit und der lang anhaltende wirtschaftliche Strukturwandel haben in vielen Regionen ein Gefühl der Perspektivlosigkeit hinterlassen.
TikTok zeigt, wie tief diese Problematik geht. Während die AfD das Narrativ der „abgehängten Region“ aufgreift und mit einfachen Lösungen „antwortet“, tun sich Parteien wie die Grünen schwer, in diesen Regionen Fuß zu fassen. Dennoch zeigt sich, dass Aufklärung und politische Bildung der Schlüssel sind, um Jugendliche zu erreichen – egal, in welchem Teil Deutschlands sie leben.
Fazit
TikTok ist zu einem wichtigen Schlachtfeld für die politische Meinungsbildung geworden. Die AfD nutzt die Plattform, um ihre Botschaften emotional und effektiv zu verbreiten, während die Grünen auf sachliche Information setzen. Der Erfolg der AfD zeigt jedoch, wie wichtig es ist, junge Menschen dort abzuholen, wo sie sind – sowohl emotional als auch inhaltlich. Nur so kann verhindert werden, dass TikTok für viele Jugendliche zur ausschließlichen Heimat populistischer Ideologien wird.
Quellen und weitere Info-Links:
Zum Video: "AfD-Wähler glauben öfter Verschwörungserzählungen"
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/fes-studie-verschwoerungserzaehlungen-100.html
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-tiktok-erfolg-strategie-jugendliche-100.html
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/baerbock-habeck-gruene-tiktok-kanal-100.html
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Gruene-AfD-praesenteste-Parteien-sozialen-Medien
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/u18-wahl-sachsen-afd-jugendliche-100.html
https://play.funk.net/channel/die-da-oben-12030/darum-ist-die-jugend-im-osten-so-rechts-2001491
https://taz.de/Hass-auf-die-Gruenen-in-Ostdeutschland/!5972510/
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/landtagswahl-sachsen-afd-tiktok-100.html
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/junge-waehler-102.html
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tiktok-soziale-medien-wahlkampf-afd-100.html
Waren TikTok und Co. wahlentscheidend? | MDR aktuell extra: https://www.youtube.com/watch?v=MrkL3LSV6Dc